Liebe Hausgemeinschaft!

Der Großstadtmensch. Schon oft war er Gegenstand diverser Forschungen. Wie lebt er, von was ernährt er sich, wo pflanzt er sein Gemüse an und wie sehen seine Überlebensstrategien aus? Über diese Mysterien haben sich schon einige Landbewohner auf ihren Schützenfesten die Köpfe heiß geredet. Ihnen muss geholfen werden!
Nun, seit einem Jahr wohne ich in einem Mehrfamilienhaus mit geschätzten 50 Einwohnern. Nach und nach hab ich begriffen, dass ich in eine Kommune der postmodernen Art eingezogen bin, die sich unter dem Deckmantel der Anonymität versteckt. Nach monatelanger Feldforschung konnte ich einen harten Bewohnerkern mit eindeutig Familien ähnlicher Struktur ausmachen.
Da ist die Hausmutti, die uns junge Studenten mit ihren wachsamen Adleraugen streng beobachtet.
Momentan sollte man sie allerdings nicht ansprechen. Ich vermute mal, es hängt mit dem Bodengemälde aus Zeitungsschnipseln im Hausflur vom letzten Wochenende zusammen. Es kursieren Gerüchte, dass unser Partytier aus der dritten Etage dahinter steckt.
Hinzu kommt, dass der Haus Hippie auf seiner jährlichen Indienreise ist. Er hat bei negativen Schwingungen gerne seine Räucherstäbchen mit stresslösender Wirkung eingesetzt. Auch nach einer Woche konnte man selbst im Keller die würzige Duftnote der Patchschuliblüte ausmachen.
Bei der Olympia kann ich mich mal wieder glücklich schätzen, einen Sportfanatiker über mir wohnen zu haben. Dank ihm brauch ich erst gar nicht den Fernseher anschalten, sondern lausche verzückt seinen herzzerreisenden Wut bzw. Freudenschreien.
Eine neue Entwicklung im Hausflurleben bereitet mir jedoch Kopfzerbrechen. Eine geheimnisvolle Unbekannte nutzt die Fensterbank im ersten Stock für einen Second Hand Handel. Neben einer Diddle-Maus Kartesammlung kann man auch Toaster, CD Halter oder Handtaschen erwerben.
Natürlich gibt es auch einen Styler unter den Hausbewohnern. Sein neuster Trend: pastellfarbene Chinohose kombiniert mit einem Tank Top mit Netzstruktur. Diese lösen bei mir eine seltsame Mischung aus Bewunderung und Fremdschämen aus.
Wenn ich dann nach zwei Wochen Sommerurlaub die Haustür aufschließe, mich durch den vermüllten Hausflur kämpfe und im ersten Stock auf der Fensterbank ein Paar Gummistiefel vorfinde, weiß ich: ich bin zuhause!

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